Montag 25.10.2010 bin ich alleine von Camping Atlantica Park aufgebrochen. David hat inzwischen keine Lust mehr. Zuerst hat er gemeint beim Peter mitfahren zu können, der hat aber dankend abgelehnt. Die ewige Autofahrerei im Hano nervt ihn wohl und seine Medikamente sind auch noch nicht da. Peter und ich haben natürlich auch keine Lust ewig zu warten, bzw sich um seinen Kram zu kümmern. Er hat sich hier ein Chalet mit TV, Klimaanlage etc genommen und plant mit dem Flugzeug weiter nach Dakar oder gleich Südafrika zu reisen. Wir hatten natürlich einigen Streit wegen seiner Geldeinlage für die Reise, die er gerne zurück hätte. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass er meinen finanziellen Verlust ausgleicht, da ich ja jemanden hatte der bis Niger mitgefahren wäre und dem ich abgesagt habe.
In Agadir habe ich dann endlich eine Versicherung für Marokko abgeschlossen (4 Tage 50 €) und ab ging`s durch die West-Sahara. Peter ist bereits am Samstag aufgebrochen, weil sein Visa für Mauretanien bald abläuft, d.h. er bis 31.10 eingereist sein muß. Die Straßen sind sehr gut und so bin ich noch bis Tan Tan gekommen. Dort auf einen Campingplatz, geduscht, gegessen und schlafen gegangen. Am nächsten Tag früh weiter nach Laayune die inoffizielle Hauptstadt von West Sahara, der aber von Marokko die Unabhängigkeit trotz UN-Beschluss verweigert wird. Kurz drauf hab ich einen Mainzer mit vollgepackten Mitshubishi L300 überholt. Bei der nächsten unzähligen Polizeikontrollen hat er mich dann angesprochen und wir haben beschlossen gemeinsam weiter zu fahren. Bei Einbruch der Nacht sind wir ein Stück von der Straße weg in die Wüste und haben dort genächtigt. Er ist ein total netter Mittfünfziger der seit Jahren für verschiedene Hilfsorganisationen in den Sahelländern arbeitet. Ab Dezember soll er in Mali ein Projekt zur Ausbildung von Landwirtschaftslehrern leiten. Den Abend haben wir bei mir im Auto verbracht, weil es richtig stürmisch war draußen. Haben lecker gekocht und auf seinem Notebook noch einen Film angeschaut.
Am 27.10. haben wir dann Dakhla erreicht, ein weiteres Etappenziel. Hier gibt es eine Menge Kitesurfer, da der stetige Ostwind und die ruhige Lagune, an der man „wild“ stehen kann ideale Voraussetzungen dafür bieten. Hier habe ich auch Peter wieder getroffen und eine Menge anderer 4WD-Afrika-Fahrer. Große Diskussionen gab es bezüglich der Einreisevorschriften in den Senegal, ein Thema, das uns auch die nächsten Wochen beschäftigen wird. Viele Reisende wussten nicht, dass seit September ein Carnet de Passage für den Senegal vorgeschrieben ist, und warten hier auf weitere Informationen. Donnerstag bin ich mit Ferdinand nach Dakhla zum Einkaufen. Er kennt hier eine Menge Händler, da er hier mal ein Flüchtlingscamp gebaut hat. Es war richtig toll mit einem, der arabisch spricht durch die Straßen und über den Markt zu schlendern. Er wusste wo es die beste Ware gibt und auch zu einem Preis von dem Touristen sonst nur Träumen.
Freitag 29.10 bin ich dann mit Peter Richtung Mauretanien aufgebrochen. Haben noch mal alle Tanks und Kanister mit Diesel gefüllt, denn so billig wie in Westsahara wird es wohl nicht mehr werden. (0,5 €/l)
Dann die erste üble Grenze: Marokko Ausreise: Polizei – Zoll – Polizei wieder Zoll usw; jeder will Geschenk, jeder will ins Auto schauen, jeder lässt dich endlos in der Sonne warten. Das einzig amüsante war der Drogenhund den sie mir durchs Auto jagten, er hat sich mehr für ein Stück Kuchen interessiert als nach Drogen zu suchen und wollte am Ende gar nicht mehr aussteigen. Dann 5 km Niemandsland mit übler Piste eine für normale Wohnmobile unüberwindliche Barriere und die selbe Prozedur an der Mauretanischen Grenze noch mal, nur noch staubiger. Die Versicherung aber erheblich billiger (17€ für 10 Tage) Mit letztem Tageslicht in Nouhadibou angekommen und Peter auf dem Camping chez Abba getroffen. Da es ihm nicht gut war hat er schon geschlafen. Auch den nächsten Tag ging es ihm dreckig und so sind wir noch einen Tag geblieben. Haben uns überlegt nach Atar zu fahren. Ginge angeblich mit Bahnverladung oder über Piste. Haben uns dann aber entschlossen nach Nouakchott weiter zu fahren, wo wir in der Auberge Menata ein paar Backpacker und einen französischen Radfahrer der bis Süd-Afrika will getroffen haben.
Ein richtig netter mauretanischer Fremdenführer hat uns dann darüber aufgeklärt, dass die Piste Nouhadibou-Atar richtig übel sei und das mit der Bahnverladung nur klappt wenn man Tagelang warten möchte. Da wir ganz allgemein von Mauretanien nicht so begeistert sind und ich auch die zusätzlichen Kosten scheue, beschließen wir direkt nach Senegal weiter zu fahren. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Wüstenstrecken bis auf ein paar schöne Abschnitte recht eintönig waren. Glück hatten wir, weil es vor ein paar Wochen kräftig geregnet hat und es verhältnismäßig viel Grün gab. Das Fahren trotz der guten Straßen eine Qual, der Motor heizt das Führerhaus total auf, die Trennwand zum Motor ist so heiß, dass man sich die Füße daran verbrennt. Dafür hält sich die Kühlwassertemperatur in Grenzen, so zwischen 80 u. 90 Grad C.
1.Nov geht es also zur Mauretanisch Senegalesischen Grenze und weiter nach St. Louis. Aufgrund von Erzählungen Anderer haben wir beschlossen nicht bei Rosso mit der Fähre in den Senegal überzusetzen, sondern den Grenzübergang Dijama, der über eine Piste und einen Damm zu erreichen ist, zu wählen. So gut es geht ließen wir uns die Strecke erklären. Den Einstieg in die Piste finden wir auf Anhieb und glauben auch schon die Grenze locker zu finden, als die Piste abrupt endet. Wir gelangen in ein Dorf und fragen nach dem Weg. Wir werden auf einen Feldweg zwischen Reisfeldern verwiesen. Als die Piste immer übler wird, wären wir wohl schon umgedreht, wenn wir gekonnt hätten. Auf dem schmalen Damm zwischen den überfluteten Feldern ist ein Wenden aber unmöglich. In der Ferne sehen wir dann einen neuen erhöhten Damm, auf den wir zuhalten. Als wir ihn erreichen, glauben wir schon der Rettung nahe zu sein, müssen aber feststellen, dass es keine Auffahrt gibt. Die Böschung ist ca 3 m hoch und im 45 Grad Winkel angeschüttet. Ich glaube nicht, dass ich da hoch komme und so folge ich einer Spur an der Böschung entlang, bis vor uns ein Iveco Transporter auftaucht, der sich in einer Querrinne festgefahren hat. Dumm wie wir sind, versuchen wir stundenlang den Iveco aus dem Loch zu bekommen. Ohne Erfolg, der ist einfach total überladen. Schließlich fahre ich einen km rückwärts und versuch auch die Böschung hoch zukommen nachdem sie Peter mit dem LR schon gemeistert hat. Allrad rein und im rechten Winkel die Böschung hoch. Ohne Aufzusetzen meistert der Al 28 die Herausforderung und steht auf dem Damm. Es ist schon 16h und wir müssen uns beeilen die letzten km bis zur Grenze noch bei Tageslicht zu schaffen.
Um 17h bin ich an der mauretanischen Grenze und ich wasche mich erst mal und ziehe saubere Klamotten an, um einen guten Eindruck zu machen. Bin dann auch mit 10 € Schmiergeld rausgekommen und weiter über eine Schleusenbrücke zur senegalesischen Grenze. Dort ging der Ärger dann los. Brückenmaut, Polizei schmieren, Versicherung, Zollgebühren. Ewiges Verhandeln, weil die für den Hanomag gleich immer den Doppelten Preis im Vergleich zum Landrover wollen. Nachdem man mich auch noch ewig hat warten lassen, werde ich kurz bevor der Posten um 22h schließt doch noch abgefertigt. Der Spaß kostet 35€ Versicherung für einen Monat Senegal, 10 € für den Polizisten, dessen Frau im Büro (was wohl gleichzeitig auch Wohnung ist) auf dem Bett liegt und ihr Baby säugt, während ich mich mit ihrem Mann streite weil er keine Quittung ausstellen will. Dann noch 8€ für ein Laissez-Passe, das nur 24h gilt, obwohl wir ein Carnet haben. Laut Zöllner müssen wir innerhalb 24 h nach Dakkar zum Hauptzollamt im Hafen und dort das Carnet abstempeln lassen. Ich übernachte an der Grenze (Peter ist schon voraus) und am nächsten Tag geht es früh weiter durch St Louis und zur Zebra-Bar einem tollen Campingplatz direkt an einer Lagune. Bin froh dort den Peter zu treffen, da ich schon Angst hatte er ist weiter nach Dakkar.
Außer uns sind, bzw treffen noch ein: 1 holländisches Paar mit MAN Kat (18 t Armeeallrad) ein Hamburger Paar mit Landcruiser, eine franz. Familie mit 2 Kindern u. LR mit Anhänger, zwei Belgier mit Hilux und zu unserer Freude auch Steffen und Lili. Thema Nr. 1 ist natürlich die Kacke mit dem Carnet, schließlich wollen wir alle ein paar Tage in der Zebra Bar ausspannen, (es wird wohl der letzte angenehmen Platz für lange Zeit sein) und nicht gleich weiter nach Dakkar. Martin und Ursula zwei Schweizer denen der Platz gehört lassen ihre Beziehungen spielen und wir brauchen nicht alle persönlich mit Fahrzeug nach Dakkar zum Zoll. Ich erkläre mich bereit am Mi 3.Nov mit Hank dem Holländer im Taxi nach Dakkar zu fahren die Carnets stempeln zu lassen. 3 Stunden Fahrt für 230 km und noch mal 2 Stunden Stau nach Dakkar rein. Ein Höllentrip im Stau durch Dakkar: rechts und links qualmende alte Autos und Lkw s und dazu die Hitze. Die Formalitäten sind Dank unserer Beziehungen in für afrikanische Behördengänge erstaunlich kurzer Zeit von 3 Stunden erledigt und wir können wieder zurück. Pünktlich zum Abendessen und dem Abend-Gesang des Muezzins sind wir auf sicherem schweizer Grund. Wir haben dann noch wunderbar entspannende 5 Tage mit Bier trinken, kochen, Wäsche waschen, baden und ein bisschen shoppen in St Louis verbracht. Auch der Hanomag kam nicht zu kurz und hat frisches Fett und Motoröl bekommen, schließlich hat er schon über 4000 km treue Dienste geleistet.
Montag 8.Nov. haben wir uns dann auf den Weg in die Cassamance gemacht. Dabei müssen wir Gambia durchqueren und mit einer Fähre über den Gambiafluß setzten. Die Straßen sind abgesehen von überraschend auftauchenden Schlaglöchern oft auch gigantischen Ausmaßes recht gut.
Etwa 20 km vor Gambia machen wir neben der Straße zum Übernachten halt und haben innerhalb weniger Minuten ein ganzes Dorf um uns versammelt. Kindern halten die Hände auf, Muttis zeigen uns ihre Babys und wir verschenken unser gesamtes Obst. Die Menschen sind sehr nett und überhaupt nicht aufdringlich. Natürlich müssen wir ihnen als steinreich vorkommen, da wir innerhalb zwei drei Stunden einen ganzen senegalesischen Monatslohn an Diesel nur so zum Spaß verbraten. Bei Einbruch der Nacht sind sie aber alle verschwunden und man hört nur noch Gesang und Trommeln aus der Richtung ihres Dorfes.
Am nächsten Tag dann über eine richtig üble Schlaglochpiste die letzten km bis nach Gambia, die üblichen „Geschenke“ an Polizei und Zollbeamte, hier ist man zum Glück mit 1,50 € pro Stempel zufrieden und wir diskutieren nicht lange. 20 € Straßenbenutzungsgebühr für 15 km genauso schlechte Sandpiste bis zur Fähre und noch mal 10 km zur Grenze zurück in den Senegal ist natürlich schon ein Hammer, zumal wir als Europäer die einzigen sind die das zahlen. An der Fähre eine Lkw-schlange von ca 20 Fahrzeugen, und da pro Fährgang max 4 Lkw verladen werden, rechnen wir mit dem schlimmsten. Aber dafür gibt es in Afrika Lösungen, gegen eine Gebühr von 8 € pro Fzg (die Fährgebühr ist genauso hoch) die wir dann auf 6€ für beide Fzge herunterhandeln, dürfen wir an der Schlange vorbeiziehen und können mit der nächsten Fähre übersetzen. So erreichen wir noch am Abend nach etlichen Vollbremsungen vor Schlaglöchern die so groß sind, dass sie nicht umfahren werden können Ziguinchor. Campingplatz gibt es hier keinen und wir stellen uns in den Straßen-Dreck vor ein Hotel. Dort dürfen würfen wir für den stolzen Preis von 3€ pro Person die verschmutzten Toiletten benutzen und Peter geht zum Dank noch dort Abendessen und Frühstücken. Ich sitze draußen im Hanomag, hab die Türen auf (sonst hält man es bei der Hitze nicht im Fzg nicht aus) und lasse die Füße baumeln. Aus dem Nachbargrundstück schallen afrikanische Beats herüber und innerhalb kürzester Zeit sitzen ein paar Jugendliche hinter meinem Auto auf alten Autoreifen und versuchen sich mit mir zu unterhalten. Sie besorgen mir auch Bier aus einer Kneipe in der Nachbarschaft (etwas das sie sich nie leisten könnten, schließlich ist ein Bier 0,6 l so teuer wie eine komplette Mahlzeit im Restaurant) Wir sitzen bis Mitternacht und es hat einigermaßen abgekühlt, so dass ich die Türen vom Hano schließen kann und mich schlafen lege. Zudecken ist nicht nötig und das Kopfkissen ist jede Nacht durchgeschwitzt.
Am Mi 10.11. sind wir weiter durch die Casamanche, hier ist richtig grün und es wird viel Reis angebaut. Der ursprüngliche Urwald ist leider fast völlig verschwunden. Am Nachmittag erreichen wir Cap Skiring, hier gibt es eine riesige Club Med Anlage, und eine Menge anderer Campements. Einfachste Zimmer gibt es ab 15€ die Nacht und wir finden eines wo wir zum halben Preis die 4x4 in den Hof unter Bäumen parken dürfen. Dann gings noch mal in den brüh-warmen Atlantik gefolgt vom obligatorischen Feierabendbier. Heute am Donnerstag verbringe ich also meinen Tag am PC, damit ihr auf dem Laufenden bleibt. Hier im Ort gibt es sicherlich ein Internet Cafe und ich kann es morgen mit ein paar Bildern rüber mailen.
Bis zum nächsten Bericht (wird so 15. Dez. aus Ouagadougou sein, wenn alles glatt läuft)
Euer Jürgen
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